Warum ist der Veteranentag am 15. Juni – und was er für Deutschland bedeutet

Zum ersten Mal wird in Deutschland am 15. Juni 2025 ein offizieller Nationaler Veteranentag begangen. Darüber berichtet RENEWZ.de unter Berufung auf das Bundesministerium der Verteidigung, das den Gedenktag im Jahr 2024 beschlossen hat. Damit zieht die Bundesrepublik eine Linie unter ein langes Kapitel des Schweigens und der Unsichtbarkeit: der Unsichtbarkeit derer, die in Uniform gedient haben. Ob im Auslandseinsatz, im Sanitätsdienst oder in der Grundausbildung – Millionen Menschen haben in der Bundeswehr gedient. Jetzt erhalten sie einen eigenen Gedenktag. Doch warum gerade dieser Tag? Wer sind diese Veteranen? Und wie hat sich das Verständnis für ihre Rolle in der Gesellschaft gewandelt?
Ein Tag ohne historische Last
Der 15. Juni wurde nicht zufällig gewählt. Er liegt zwischen dem Europatag im Mai und dem Volkstrauertag im November – neutral, fern von militaristischen Daten oder historischen Schlachten. Dieser Termin soll vor allem eines signalisieren: einen Neuanfang. Einen Tag, der nicht auf das 20. Jahrhundert blickt, sondern auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts – Auslandseinsätze, Friedensmissionen, Katastrophenhilfe.
Die Entscheidung für diesen Tag fällt in eine Zeit, in der Deutschland über seine Rolle in der Welt neu nachdenkt. Der Veteranentag wird so zu einem gesellschaftlichen Spiegel, der Fragen nach Verantwortung, Staatstreue und Erinnerung neu stellt.
Wer ist ein Veteran in Deutschland
Die Bundeswehr und das Verteidigungsministerium haben sich bewusst für eine weite Definition entschieden:
Als Veteran gilt jede Person, die ehrenhaft im Dienst der Bundeswehr stand – unabhängig von Dauer, Rang oder Einsatzgebiet.
Das heißt: Nicht nur kampferprobte Auslandssoldaten, sondern auch ehemalige Wehrpflichtige, Sanitäter, Funkerinnen oder Pionieroffiziere gehören dazu. Das ist demokratisch gedacht – und doch hochpolitisch. Denn in der Öffentlichkeit gelten oft nur jene als "echte Veteranen", die aus Kampfgebieten zurückkehren. Diese Engführung wird mit dem Veteranentag korrigiert.
Zahlen, die Verantwortung zeigen
Laut Bundesverteidigungsministerium leben 2025 rund:
- 9,5 Millionen ehemalige Soldatinnen und Soldaten in Deutschland,
- darunter etwa 500.000 mit Auslandseinsatz-Erfahrung,
- jährlich scheiden etwa 15.000 neue Veteranen aus dem Dienst aus.
Die Bundeswehr hat sich seit den 1990er Jahren von einer reinen Verteidigungsarmee zur Einsatzarmee gewandelt. In Afghanistan, Mali, im Kosovo oder Übersee waren deutsche Truppen Teil von UN- oder NATO-Missionen. Viele dieser Soldaten kehrten verletzt, traumatisiert oder gesellschaftlich isoliert zurück.
Warum braucht Deutschland einen Veteranentag
Es geht um mehr als Symbolik. Veteranen berichten seit Jahren von mangelnder Anerkennung, von Sprachlosigkeit in ihren Familien, von einem Arbeitsmarkt, der ihre Erfahrungen nicht einordnen kann. Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) sind oft erst Jahre später diagnostiziert. Die medizinische Versorgung ist fragmentiert, der Übergang ins zivile Leben nicht systematisch begleitet.
Der Veteranentag soll genau hier ansetzen: mit Sichtbarkeit, Gespräch, Begegnung. Er ist keine Parade, kein Heroismus – sondern ein Moment der Wertschätzung.
Wie wird der Tag begangen
Bundesweit sind am 15. Juni 2025 über 100 Veranstaltungen geplant:
- Gesprächsrunden mit Veteranen in Schulen,
- Gedenkzeremonien in Hauptstädten,
- Kulturabende mit Musik, Filmen und Lesungen,
- und symbolische Ehrenzeichen für ehemalige Soldaten.
Auch die Bundespräsidentin, die Wehrbeauftragte des Bundestages und Veteranenverbände werden Reden halten. Die Bundesregierung will mit dieser Form der "zivilen Gedenkkultur" bewusst eine neue Erinnerungspolitik etablieren: nicht von oben, sondern gemeinsam mit den Menschen
Kein Heldenkult – aber Anerkennung
Der Veteranentag ist kein Marschtag. Er ist ein ziviler Feiertag mit militärischer Wurzel. Er fragt nach der gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber denen, die im Auftrag des Staates Risiken auf sich genommen haben. In einer Zeit, in der Europas Sicherheitsarchitektur wackelt, könnte dieser Tag auch politisch an Bedeutung gewinnen.
Ein neuer Blick auf den Dienst in Uniform
In Frankreich, Großbritannien oder den USA sind Veteranen Teil der öffentlichen Erinnungskultur. In Deutschland beginnt diese Debatte erst jetzt. Der Veteranentag am 15. Juni ist ein Schritt. Ein Anfang. Vielleicht ein Wendepunkt.
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Bild von www.veteranentag.gov.de