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Polens Zukunft auf Messers Schneide: Trzaskowski und Nawrocki fast gleichauf

Polens Zukunft auf Messers Schneide: Trzaskowski und Nawrocki fast gleichauf

Juni 1, 2025
Monika Schmidt
In der Stichwahl zur Präsidentschaft in Polen 2025 liegt Rafał Trzaskowski laut Exit-Polls mit 50,3 % knapp vor Karol Nawrocki mit 49,7 %.

Polens Zukunft auf Messers Schneide: Bei der Stichwahl zur Präsidentschaft 2025 liegt Oppositionskandidat Rafał Trzaskowski laut Exit-Polls mit 50,3 % knapp vor Karol Nawrocki, dem Kandidaten der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), der auf 49,7 % kommt. Die Umfrage wurde vom Institut Ipsos im Auftrag der Sender TVP, TVN und Polsat durchgeführt und basiert auf der Befragung von über 90.000 Wählerinnen und Wählern beim Verlassen der Wahllokale. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 67 %. Trzaskowski, Bürgermeister von Warschau und Vertreter der liberalen Bürgerplattform (PO), tritt für eine proeuropäische Linie ein. Nawrocki, Historiker und ehemaliger Leiter des Instituts für Nationales Gedenken (IPN), steht für einen konservativen, nationallastigen Kurs. Die offizielle Auszählung wird für Montag erwartet. Das Ergebnis gilt als eine der knappsten Entscheidungen seit dem Systemwechsel 1989 und könnte die außenpolitische Ausrichtung Polens maßgeblich beeinflussen – insbesondere im Verhältnis zur EU und zur Ukraine.

RENEWZ.de berichtet unter Berufung auf Onet.pl, dass damit der Bewerber der liberalen Bürgerplattform (PO) einen minimalen Vorsprung vor dem von der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) unterstützten Kandidaten aufweist. Das Ergebnis ist jedoch so knapp, dass mit Spannung auf die offiziellen Auszählungen am Montag gewartet wird.

Bereits im ersten Wahlgang am 18. Mai lagen beide Kandidaten nahezu gleichauf: Trzaskowski erzielte 31,36 %, Nawrocki 29,54 %. Damals verwiesen sie elf andere Bewerber mit großem Abstand auf die hinteren Plätze.

Vor der Stichwahl sorgte ein Vorfall während einer Fernsehdebatte für mediale Aufmerksamkeit: Nawrocki legte sich während der Live-Sendung eine Substanz in den Mund, rieb sich die Nase und trank Wasser. In sozialen Medien wurden Spekulationen laut, er habe Drogen konsumiert. Der Kandidat erklärte später, es habe sich um Snus, eine Form von oralem Tabak, gehandelt – „um bei den langen Monologen des Gegners wach zu bleiben“.

Die Wahl gilt nicht nur als Entscheidung über die politische Ausrichtung Polens, sondern auch über das Verhältnis zur Europäischen Union und zur Ukraine.

Kandidat 1: Rafał Trzaskowski – Der proeuropäische Kontrahent der PiS

Rafał Trzaskowski, geboren 1972 in Warschau, ist seit 2018 Bürgermeister der polnischen Hauptstadt und zählt zu den bekanntesten Gesichtern der liberalen Opposition. Er ist promovierter Politikwissenschaftler und war bereits Minister für digitale Angelegenheiten sowie Mitglied des Europäischen Parlaments. Als Kandidat der Bürgerplattform steht er für eine klare Pro-EU- und NATO-Politik, Bürgerrechte und eine moderne, offene Gesellschaft. In Bezug auf die Ukraine vertritt er eine Linie der aktiven Unterstützung, sowohl humanitär als auch sicherheitspolitisch. Sein Rückhalt war zu Beginn des Wahlkampfs hoch, doch zuletzt geriet er durch sinkende Umfragewerte unter Druck. Dennoch gelang ihm laut Ipsos der knappe Vorsprung in der Stichwahl. Trzaskowski gilt als rhetorisch versiert, westlich orientiert und insbesondere bei urbanen Wählern beliebt.

Kandidat 2: Karol Nawrocki – Konservativer mit wachsender Basis

Karol Nawrocki wurde 1983 in Danzig geboren und war bis zu seiner Kandidatur Direktor des Instituts für Nationales Gedenken (IPN), einer staatlichen Einrichtung zur Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit. Er ist promovierter Historiker und zählt zum ideologischen Kern der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Nawrocki steht für konservative Familienwerte, nationale Identität und eine skeptische Haltung gegenüber der EU. Seine Außenpolitik setzt auf Souveränität Polens und distanziert sich von allzu enger Bindung an Brüssel. Zur Ukraine äußerte er sich mehrfach kritisch und forderte eine „Interessenbasierte Neuausrichtung“. Im Wahlkampf profilierte er sich als Mann des Volkes – sein Einsatz von Snus während einer TV-Debatte wurde von Unterstützern als „authentisch“ gewertet, von Gegnern hingegen scharf kritisiert. Sein Aufstieg in den Umfragen zeigt, wie gespalten die politische Landschaft Polens derzeit ist.

Präsidentenwahl In Polen 2025: Trzaskowski Und Nawrocki (PiS) Gehen In Die Stichwahl

Bild von Getty Images

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