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Hamburg–Berlin: Ab August fahren 210 Ersatzbusse wegen Streckensperrung

Hamburg–Berlin: Ab August fahren 210 Ersatzbusse wegen Streckensperrung

Mai 13, 2025
Monika Schmidt
Ab August 2025 ersetzt Buslinie 210 den Bahnverkehr zwischen Hamburg und Berlin. Das Symbolbild zeigt den neuen Ersatzbus mit Zielanzeige Hamburg–Berlin.

Ab dem 1. August 2025 beginnt auf der Bahnstrecke Hamburg–Berlin eine vollständige Sperrung für den Zugverkehr. Grund ist eine umfassende Generalsanierung, die voraussichtlich bis Mai 2026 andauern wird. Um den regionalen Personenverkehr während dieser Zeit aufrechtzuerhalten, organisiert der verantwortliche Betreiber Ecovista einen großflächigen Ersatzverkehr mit rund 210 neu produzierten Bussen. Die Fahrzeuge befinden sich aktuell noch in der Fertigung, wie das Unternehmen auf Anfrage bestätigte. Darüber berichtet Renewz.de unter Berufung auf Zeit Online.

Eigene Flotte für Hamburg–Berlin statt Rückgriff auf alte Busse

Der Betreiber Ecovista, ein Zusammenschluss mehrerer privater Busunternehmen, erhielt im Juli 2024 den Zuschlag für die Organisation des Ersatzverkehrs. Anders als bei früheren Sanierungen – etwa auf der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim – verzichtet Ecovista bewusst auf gebrauchte DB-Fahrzeuge. Stattdessen wird eine vollständig neue Flotte bereitgestellt.

Geplant sind

  • 142 Gelenkbusse
  • 66 Solobusse
  • 500 Fahrerinnen und Fahrer, laut Ecovista bereits vertraglich gebunden

Die Fahrzeuge werden von SOR (Tschechien) und Iveco (Italien) produziert. Alle Busse erhalten WLAN, USB-Anschlüsse und Klimaanlagen. Die auf Fernlinien eingesetzten Iveco-Modelle werden zusätzlich mit Toiletten an Bordausgestattet.

Ziel: Kein Verkehrschaos trotz Vollsperrung

Verantwortlich für die Bauarbeiten ist die Bahn-Tochter InfraGo, die den Austausch von:

  • Oberleitungen
  • Gleisen
  • Weichen
  • Stellwerken
  • sowie die Modernisierung mehrerer Bahnhöfe

koordiniert. Insgesamt 26 Ersatzbuslinien sollen den ausfallenden Regionalverkehr zwischen Hamburg und Berlin auffangen. Die Busse verkehren zwischen wichtigen Bahnhöfen wie:

  • Hamburg Hbf, Bergedorf, Büchen
  • Ludwigslust, Wittenberge, Stendal, Rathenow
  • Berlin-Spandau, Berlin Hbf, Ostbahnhof

Die Direktverbindung Hamburg–Berlin wird im 30-Minuten-Takt angeboten. Die Fahrzeit beträgt etwa 3 Stunden – rund 1 Stunde mehr als mit dem ICE.

Ticketgültigkeit und Fahrradtransport

Für Fahrgäste gilt: Alle Bahnfahrkarten behalten ihre Gültigkeit, darunter:

  • Deutschlandticket (49 €)
  • BahnCards
  • Monats- und Jobtickets
  • Spar- und Flexpreise

Sitzplatzreservierungen sind nicht möglich. Die Fahrradmitnahme ist nur auf speziellen Linien mit Voranmeldungerlaubt. Alle Busse sind barrierefrei und verfügen über Rollstuhlplätze.

Digitale Fahrgastinformation

Echtzeitdaten zu Fahrzeiten, Verspätungen und Auslastung werden über folgende Apps bereitgestellt:

  • DB Navigator
  • HVV und VBB Apps
  • Ecovista-App (neue Plattform mit Live-Tracking)
  • QR-Zonen an großen Haltestellen mit Anschlussanzeige

Ab Juli 2025 sollen alle 26 Linien digital abrufbar sein.

Erfahrungen aus der Riedbahn fließen ein

Das Projekt steht unter besonderer Beobachtung. Bei der Riedbahn-Sanierung 2024 kam es zu Engpässen bei Fahrzeugen, Personal und Koordination. Ecovista will diese Fehler vermeiden – mit neuen Bussen, ausreichend Fahrpersonal und zentraler Steuerung über digitale Systeme.

Risiken wie Staus auf der A24, Witterungsausfälle oder hohe Auslastung sollen durch Reserven und Echtzeitplanung ausgeglichen werden.

Finanzierung und politische Kontrolle

Die Hamburg–Berlin-Sanierung ist Teil eines bundesweiten Investitionsprogramms. Bis 2030 sollen über 40 hochbelastete Bahnstrecken modernisiert werden.

Kostenstruktur laut Bahn

  • Gesamtbudget: ca. 550 Millionen Euro
  • Finanzierung:
    • 60 % Bundesmittel (BMVI)
    • 30 % Bahn AG
    • 10 % Landesförderung

Die Union fordert angesichts wachsender Kosten und struktureller Schwächen eine Neuaufstellung im Vorstand und Aufsichtsrat der Bahn. Die Umsetzung dieses Projekts gilt als Gradmesser für künftige Großsanierungen.

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Foto: (Archivbild) © Andreas Arnold/​dpa/ zeit.de

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