Wie wachsen Pistazien und stimmt es, dass sie nachts geerntet werden

Pistazien gehören zu den beliebtesten Nüssen weltweit. Sie verfeinern Eis, Kuchen, Pralinen, Saucen und Snacks. Doch viele Konsumenten wissen kaum, wie Pistazien eigentlich wachsen, unter welchen klimatischen Bedingungen sie gedeihen und ob es wirklich stimmt, dass die Ernte nur nachts erfolgt. Hinter jedem kleinen, grünen Kern steckt eine faszinierende Geschichte – von der Blüte über monatelange Reife bis hin zur maschinellen oder traditionellen Ernte.
In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick darauf, wie Pistazien kultiviert werden, warum sie in bestimmten Ländern besonders gut gedeihen und woher der Mythos um die nächtliche Ernte stammt.
Wo wachsen Pistazienbäume
Pistazien wachsen an Bäumen der Gattung Pistacia, insbesondere an Pistacia vera, der echten Pistazie. Der Baum kann bis zu zehn Meter hoch werden und mehr als zweihundert Jahre alt. Pistazienbäume benötigen ein heißes, trockenes Klima mit vielen Sonnenstunden und wenig Feuchtigkeit im Boden.
Typische Anbauländer sind der Iran, die USA (vor allem Kalifornien), die Türkei, Griechenland, Spanien und Syrien. Auch in Italien, Afghanistan oder Israel gibt es kleinere Plantagen. Besonders gut gedeihen die Bäume in Gebieten mit heißen Sommern und milden Wintern. Der Boden sollte durchlässig, kalkhaltig und nährstoffarm sein.
Pistazienbäume sind extrem hitze- und dürretolerant. Temperaturen über 45 Grad sind kein Problem. Kälte überstehen sie nur begrenzt – harte Fröste können die Ernte gefährden.
Wie wachsen Pistazien am Baum
Pistazien wachsen nicht einzeln, sondern in dichten Trauben, ähnlich wie Weintrauben. Die Pflanzen sind zweihäusig – das heißt, es gibt männliche und weibliche Bäume. Nur die weiblichen Bäume tragen Früchte, während die männlichen für die Bestäubung notwendig sind. Diese erfolgt durch den Wind, weshalb sie nicht zu weit voneinander entfernt stehen dürfen.
Im Frühjahr beginnen die Bäume zu blühen. Nach erfolgreicher Bestäubung entstehen grüne Steinfrüchte, die über Monate hinweg heranreifen. Die essbare Pistazie ist der innere Samen. Während der Reifung verändert sich die Farbe der äußeren Hülle von grün zu rötlich. Gegen Ende der Saison öffnet sich die harte Schale oft von selbst – ein klares Zeichen dafür, dass der Erntezeitpunkt gekommen ist.
Wann ist Erntezeit für Pistazien
Je nach Region und Klima beginnt die Ernte Ende August und zieht sich bis Mitte oder Ende Oktober. Alle Früchte an einem Baum reifen in der Regel gleichzeitig. Deshalb erfolgt die Ernte in einem Zug. Je schneller die Pistazien nach der Ernte getrocknet werden, desto besser bleibt ihre Qualität erhalten.
Auf modernen Plantagen kommen mechanische Schüttelmaschinen zum Einsatz, die den Stamm rütteln und die reifen Früchte auf spezielle Auffangnetze oder Planen fallen lassen. Anschließend werden sie von ihrer äußeren Schale befreit, gewaschen, getrocknet und sortiert.
Werden Pistazien wirklich nachts geerntet
Die Vorstellung, dass Pistazien ausschließlich nachts geerntet werden, ist weit verbreitet, aber nicht korrekt. Tatsächlich gibt es keinen landwirtschaftlichen Grund, Pistazien nur bei Dunkelheit zu ernten.
Der Mythos stammt wahrscheinlich aus dem Iran, wo die Früchte bei großer Hitze manchmal mit einem hörbaren Knacken aufplatzen. Dieses natürliche Geräusch führte dazu, dass man die Pistazie als singende oder tanzende Nuss bezeichnete. In der Literatur und Folklore wurde daraus die Vorstellung, dass die Schale nachts besonders aktiv „aufpoppt“. Praktisch gesehen erfolgt die Ernte aber tagsüber oder in den kühlen Morgenstunden, nicht in der Nacht.
Wie sieht die Verarbeitung nach der Ernte aus
Nach dem Sammeln werden die Pistazien sofort weiterverarbeitet. Die äußere Schale, die als Haut oder Hülle bekannt ist, wird mechanisch entfernt. Dann werden die Pistazien gewaschen und in großen Trocknungshallen oder unter freiem Himmel getrocknet, um Schimmelbildung zu verhindern.
Danach werden sie sortiert – nach Größe, Öffnungsgrad der Schale und Qualität. Ein Teil bleibt ungeröstet, ein anderer wird leicht geröstet oder gesalzen. Erst dann gelangen sie in den Handel.
Wie viel Ertrag liefert ein Pistazienbaum
Ein einzelner ausgewachsener Pistazienbaum liefert pro Jahr im Schnitt 15 bis 25 Kilogramm Nüsse. Die Erträge schwanken allerdings stark, denn die Bäume haben einen natürlichen Zweijahresrhythmus – auf ein ertragreiches Jahr folgt meist ein schwächeres. Zudem hängt der Ertrag vom Alter, Klima und Pflege der Pflanze ab.
Erste Erträge gibt es meist ab dem 6. bis 8. Jahr nach der Pflanzung. Die höchste Produktivität wird ab dem 15. Lebensjahr erreicht.
Warum sind Pistazien so teuer
Pistazien zählen zu den teuersten Nüssen weltweit – und das hat nachvollziehbare Gründe:
- lange Wachstumsphase der Bäume
- aufwändige Pflege und manuelle Kontrolle der Bestäubung
- klimatische Einschränkungen für den Anbau
- hohe Anfälligkeit für Schimmel und Pilze bei falscher Lagerung
- aufwendige Verarbeitung nach der Ernte
Zudem ist die weltweite Nachfrage nach hochwertigen Pistazien größer als das Angebot, was sich direkt im Preis widerspiegelt.
Wie erkennt man gute Pistazien
- Die Schale ist hell und natürlich geöffnet
- Die Kerne sind grün bis gelblich und fest
- Kein muffiger oder ranziger Geruch
- Die Packung ist luftdicht verschlossen
- Kein übermäßiger Salzbelag oder künstlicher Glanz
Frische Pistazien sind aromatisch, leicht süßlich und angenehm knackig. Bitterkeit weist auf Lagerprobleme oder minderwertige Qualität hin.
Pistazien sind mehr als nur ein Snack. Ihr Anbau erfordert Geduld, Erfahrung und viel Handarbeit. Sie wachsen in heißen, trockenen Regionen, brauchen Jahre bis zur ersten Ernte und müssen schonend verarbeitet werden. Der Mythos um die nächtliche Ernte mag romantisch klingen, hat aber mit der Realität auf den Plantagen wenig zu tun. Dennoch bleibt jede einzelne Pistazie ein kleines Wunder der Natur – von der Blüte bis zur knackigen Delikatesse in der Schale.
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