Wie kann man feststellen, ob man an Arthrose leidet und was sollte man bei Kniearthrose nicht tun

Arthrose betrifft allein in Deutschland mehr als fünf Millionen Menschen und gilt als eine der häufigsten chronischen Gelenkerkrankungen. Besonders das Knie ist oft betroffen – jedes dritte neue Kniegelenk wird infolge schwerer Kniearthrose eingesetzt. Doch so weit muss es nicht kommen. Wer frühzeitig auf Symptome achtet und bestimmte Fehler vermeidet, kann die Lebensqualität über viele Jahre erhalten. In diesem Artikel erfahren Sie, wie man Arthrose erkennt und was man bei Kniearthrose unbedingt vermeiden sollte.
Arthrose verstehen: Was genau passiert im Gelenk
Arthrose ist eine degenerative Erkrankung des Gelenkknorpels. Mit zunehmendem Alter – oder durch übermäßige Belastung – nutzt sich der Knorpel ab, der als „Stoßdämpfer“ zwischen den Gelenkknochen wirkt. Die Folge: Schmerzen, Entzündungen, eingeschränkte Beweglichkeit.
Ursachen der Kniearthrose im Überblick:
- Alterungsprozesse: Abnutzung durch natürliche Alterung
- Übergewicht: Erhöhte Belastung auf das Kniegelenk
- Fehlstellungen: X- oder O-Beine verändern die Druckverteilung
- Verletzungen: Vorangegangene Knie-OPs oder Kreuzbandrisse
- Genetische Veranlagung: Familiäre Häufung von Arthrose
- Berufliche Belastungen: Viel Stehen, schweres Heben, monotone Bewegungen
Frühe Symptome erkennen und richtig einordnen
Kniearthrose entwickelt sich schleichend. Anfangs sind die Beschwerden nur leicht oder treten nur gelegentlich auf – vor allem morgens oder nach längerer Ruhe. Viele ignorieren diese Signale.
Frühwarnzeichen, auf die Sie achten sollten:
- Anlaufschmerzen: Schmerzen beim Aufstehen, die nach kurzer Bewegung nachlassen
- Steifigkeit: Besonders morgens oder nach längerer Inaktivität
- Belastungsschmerzen: Beim Treppensteigen, Gehen oder Stehen
- Knirschen im Knie: Spür- oder hörbare Reibegeräusche beim Bewegen
- Schwellung und Überwärmung: Zeichen von Entzündungsreaktionen im Gelenk
- Eingeschränkte Beweglichkeit: Probleme beim Beugen, Hocken oder Strecken
So wird Kniearthrose ärztlich diagnostiziert
Eine frühzeitige Diagnose kann helfen, weitere Knorpelschäden zu verhindern. Orthopäden greifen dafür auf verschiedene Methoden zurück.
Diagnoseschritte bei Verdacht auf Arthrose:
- Anamnese: Arztgespräch über Beschwerden, Schmerzverlauf und Risikofaktoren
- Klinische Untersuchung: Prüfung der Beweglichkeit, Stabilität, Schwellungen
- Bildgebung:
- Röntgen: Veränderungen im Gelenkspalt, Osteophyten (Knochenanbauten)
- MRT: Beurteilung von Weichteilen, Menisken, Knorpel
- Labordiagnostik: Ausschluss entzündlicher Gelenkerkrankungen wie Rheuma
- Ganganalyse: Bei Verdacht auf Fehlbelastung oder Muskelungleichgewicht
Was man bei Kniearthrose besser nicht tun sollte
Es gibt Verhaltensweisen und Bewegungsmuster, die den Zustand des Knies verschlechtern können. Viele Betroffene handeln aus Unwissenheit falsch – mit ernsten Folgen.
Diese Fehler sollten Sie unbedingt vermeiden:
1. Gelenküberlastung
- Beispiel: Tägliches Treppensteigen mit Einkaufstaschen
- Folge: Mikrotraumen im Knorpel, Reizung der Gelenkschleimhaut
- Tipp: Lieber mehrere kleine Wege mit weniger Gewicht
2. Ruckartige Bewegungen ohne Aufwärmen
- Kalte Muskeln und steife Gelenke sind anfälliger für Mikroverletzungen
- Vor sportlicher Aktivität: 10 Minuten warmgehen, dann Dehnung
3. Langes Sitzen in derselben Position
- Verringert die Durchblutung im Gelenk
- Alle 30 Minuten kurz aufstehen und das Knie bewegen
4. Falsches Schuhwerk
- Kein Halt, keine Dämpfung – besonders gefährlich auf Asphalt
- Empfohlen: Bequeme, gut gedämpfte Schuhe mit leichtem Absatz (2-4 cm)
5. Selbstmedikation mit Schmerzmitteln ohne Rücksprache
- Schmerzmittel überdecken Symptome, führen aber nicht zur Heilung
- Risiken bei Langzeiteinnahme: Magenprobleme, Bluthochdruck
Was hilft wirklich bei Kniearthrose
Die gute Nachricht: Auch wenn Arthrose nicht heilbar ist, gibt es viele Wege, um das Fortschreiten zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern.
Bewegung ist besser als Schonung
- Geeignet: Schwimmen, Radfahren, Nordic Walking, Wassergymnastik
- Ungünstig: Joggen auf hartem Untergrund, Kontaktsportarten
- Ziel: Stärkung der Oberschenkelmuskulatur zur Entlastung des Knies
Gezielte Physiotherapie
- Aufbau stabilisierender Muskulatur
- Übungen zur Mobilisierung und Koordination
- Schulung der richtigen Bewegungsabläufe im Alltag
Ernährung anpassen
- Entzündungshemmend: Omega-3-Fettsäuren, Gemüse, Beeren
- Vermeiden: Zucker, Weißmehl, rotes Fleisch
- Gewichtsreduktion entlastet das Knie messbar: 1 kg weniger = 4 kg weniger Druck auf das Gelenk
Hilfsmittel nutzen
- Orthopädische Schuheinlagen oder Kniebandagen
- Ergonomische Sitzhilfen, Gehstützen bei Bedarf
- Kalte Kompressen bei akuten Schmerzen, Wärme bei chronischer Steifigkeit
Medizinische Behandlungen
- Injektionen mit Hyaluronsäure oder Kortison
- Stoßwellentherapie
- In fortgeschrittenen Fällen: Gelenkersatz (Endoprothese)
Der richtige Umgang mit Alltagssituationen
Beim Einkaufen:
- Einkaufswagen als Gehhilfe verwenden
- Lieber zwei kleine Taschen als eine schwere
Bei der Hausarbeit:
- Knieende vermeiden – stattdessen Hocker verwenden
- Beim Putzen oder Bügeln: Zwischendurch aufstehen und strecken
Auf Reisen:
- Knie beim Sitzen regelmäßig strecken
- Kompressionsstrümpfe bei längeren Flügen oder Fahrten
Wann sollte man operieren
Nicht jede Arthrose muss operiert werden. Eine Operation ist nur dann ratsam, wenn:
- Konservative Maßnahmen ausgeschöpft sind
- Alltagsbewegungen massiv eingeschränkt sind
- Nachts trotz Schmerzmitteln keine Besserung eintritt
Alternativen zur Operation:
- Minimalinvasive Eingriffe (z. B. Gelenkspülung)
- Knorpeltransplantation bei lokal begrenztem Schaden
- Individuelle Beratung beim Orthopäden
Arthrose betrifft Körper und Seele
Chronische Schmerzen belasten auch psychisch. Wer das Gefühl hat, im Alltag stark eingeschränkt zu sein, sollte psychologische Unterstützung nicht ausschließen. Selbsthilfegruppen, Online-Communities oder eine Verhaltenstherapie können helfen, besser mit der Erkrankung umzugehen.
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