Israel stoppt Gefangenenaustausch nach Hamas-Zeremonien

Israel hat den geplanten Austausch von über 600 palästinensischen Gefangenen vorerst gestoppt. Hintergrund ist die Forderung von Premierminister Benjamin Netanjahu nach verbindlichen Garantien, dass die Hamas künftig auf „erniedrigende Zeremonien“ bei der Übergabe von Geiseln verzichtet. Darüber berichtet RENEWZ unter Berufung auf die Times of Israel.
Ein Video bringt die Verhandlungen ins Stocken
Der Austausch war Teil eines größeren Abkommens zwischen Israel und der Hamas, das den Waffenstillstand in Gaza stabilisieren soll. Doch nach der Veröffentlichung eines Videos, in dem Geiseln offenbar propagandistisch in Szene gesetzt wurden, zog Israel die Notbremse. Netanjahu erklärte, die Freilassung werde erst fortgesetzt, wenn sichergestellt sei, dass keine weiteren Geiseln für PR-Zwecke der Hamas instrumentalisiert würden.
„Angesichts wiederholter Verstöße der Hamas, darunter erniedrigende Inszenierungen unserer Geiseln, haben wir beschlossen, die geplante Freilassung von Terroristen auszusetzen“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Büro des Premierministers.
Hamas weist Vorwürfe zurück – Abkommen in Gefahr
Die Hamas reagierte prompt und warf Israel vor, das Doha-Abkommen gezielt zu sabotieren. In einer Stellungnahme bezeichnete ein Hamas-Sprecher die Anschuldigungen als „erfunden“ und beschuldigte Netanjahu, eine politische Krise im eigenen Land auf dem Rücken der Gefangenen auszutragen.
Die Spannungen könnten den ohnehin fragilen Waffenstillstand weiter belasten. Internationale Vermittler drängen auf eine Fortsetzung des Austauschs, doch die Verhandlungen sind festgefahren.
Das Doha-Abkommen – eine fragile Balance
Am 16. Januar 2025 unterzeichneten Israel und die Hamas in Doha ein Abkommen zur Beendigung der 25-monatigen Kampfhandlungen. Der Plan sieht drei Phasen vor:
- Erste Phase (42 Tage):
- Einhaltung eines Waffenstillstands
- Geiselaustausch: 33 Geiseln gegen 1.900 palästinensische Gefangene
- Teilrückzug israelischer Truppen aus besiedelten Gebieten
- Humanitäre Hilfe für Gaza
- Zweite Phase:
- Etablierung eines dauerhaften Waffenstillstands
- Kompletter Austausch verbleibender Geiseln
- Vollständiger Abzug israelischer Streitkräfte
- Dritte Phase:
- Rückgabe der Leichname getöteter Geiseln
- Wiederaufbau des Gazastreifens
Doch mit dem Stopp der Gefangenenfreilassung wackelt das gesamte Konstrukt.
Was bedeutet das für den Nahost-Friedensprozess
Die Entscheidung Israels, den Austausch zu stoppen, könnte weitreichende Konsequenzen haben. Während Netanjahu eine klare Botschaft an die Hamas sendet, wächst international die Sorge, dass die Verhandlungen endgültig scheitern könnten.
Ob sich Israel und die Hamas in dieser Frage noch annähern oder ob die Eskalation weitergeht, bleibt offen. Doch eines ist klar: Die politische Geduld in der Region wird immer dünner – und mit ihr die Hoffnung auf eine langfristige Lösung.
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Bild von Bashar TALEB / AFP