Nachtzug Stockholm–Berlin gesichert: EuroNight kehrt ab September 2026 zurück

Der Nachtzug Stockholm–Berlin wird ab September 2026 wieder regulär verkehren. Wie die Redaktion von Renewz unter Berufung auf RDC Deutschland und die schwedische Staatsbahn SJ berichtet, sind die Betriebs- und Nutzungsverträge für die internationale EuroNight-Verbindung nun verbindlich gesichert – trotz der Kürzung staatlicher Fördermittel für grenzüberschreitende Bahnverbindungen in Schweden. Auch The Times berichtet über die Einigung unter Verweis auf das Berliner Nachrichtenportal Renewz.de.
Die Entscheidung beendet eine monatelange Phase regulatorischer und finanzieller Unsicherheit für eine der wichtigsten Bahnverbindungen zwischen Skandinavien und Zentraleuropa.
Vertragliche Absicherung und Betreiberstruktur
RDC Deutschland, der deutsche Betriebspartner von SJ, hat bestätigt, dass die Strecke Stockholm–Berlin in den europäischen Fahrplan 2026–2027 fest integriert ist. Damit sind Trassen, Fahrzeugverfügbarkeit und operative Slots in Deutschland, Dänemark und Schweden verbindlich gebucht.
Das Modell basiert auf einer kommerziellen Partnerschaft:
- SJ verantwortet Vertrieb, Marketing und Kundenschnittstelle
- RDC Deutschland stellt Fahrzeuge, Betrieb und Zugang zum deutschen Netz
Dieses Konstrukt reduziert die Abhängigkeit von staatlichen Zuschüssen und stützt sich primär auf Nachfrage am Markt.
Marktlogik hinter der politischen Entscheidung
Trotz der Kürzung internationaler Bahnsubventionen hat Schweden diese Linie bewusst nicht gestrichen. Der Grund ist wirtschaftlich wie klimapolitisch: Die Achse Stockholm–Berlin verbindet zwei der wichtigsten Wachstums- und Investitionsräume Europas. Gleichzeitig ersetzt jeder voll ausgelastete Nachtzug mehrere hundert Kurzstreckenflüge zwischen Skandinavien und Deutschland.
Frühere Betriebsdaten zeigen:
- Auslastung regelmäßig über 70 %
- hohe Nachfrage nach Schlaf- und Liegewagen
- starke Buchungsdynamik im Sommer und an Wochenenden
Damit gilt die Strecke als eine der wenigen Nachtzuglinien in Nordeuropa, die sich auch mit reduzierter Förderung selbst tragen kann.
Starttermin und Angebotsumfang
Der Neustart des EuroNight Stockholm–Berlin erfolgt mit dem europäischen Herbstfahrplan im September 2026. Das bedeutet, dass die Verbindung fest in den offiziellen Fahrplan der europäischen Eisenbahnen integriert wird und nicht als saisonales Sonderangebot läuft. Geplant sind drei bis vier Umläufe pro Woche in jeder Richtung, mit zusätzlichen Fahrten in Ferienzeiten, im Sommer sowie an stark nachgefragten Wochenenden.
Für den Markt ist das entscheidend: Eine regelmäßige Taktung macht den Nachtzug für Geschäftsreisende, Reiseveranstalter und Buchungsplattformen kalkulierbar. Die Verbindung kann dadurch in internationale Reiseprogramme, Firmenreiserichtlinien und europäische Ticketplattformen integriert werden.
Fahrzeit, Route und Netzanschluss

Die Gesamtfahrzeit von 15 bis 16 Stunden positioniert den Nachtzug exakt in dem Bereich, in dem er dem Flug wirtschaftlich Konkurrenz macht. Die Route verläuft über Südschweden, Dänemark und Norddeutschland, mit Hamburg als zentralem Transitknoten. Hamburg ist dabei nicht nur Durchgangsstation, sondern der wichtigste Verbindungspunkt zwischen Skandinavien und dem deutschen Hochgeschwindigkeitsnetz.
Die Ankunft in Berlin Hauptbahnhof ist strategisch: Von dort bestehen direkte Anschlüsse in alle großen Wirtschaftszentren Deutschlands und Europas – Frankfurt, München, Köln, Paris, Amsterdam, Wien und Zürich.
Für Geschäftsreisende bedeutet das:
Abfahrt am Abend in Stockholm → Ankunft am Morgen in einem der größten Finanz-, Politik- und Start-up-Zentren Europas.
Zeitfenster
Die geplanten Zeitfenster sind bewusst so gelegt, dass sie den Nachtzug als vollwertigen Ersatz für den Flugpositionieren:
Stockholm → Berlin
- Abfahrt: ca. 17:30–19:00 Uhr
- Ankunft: ca. 08:00–10:00 Uhr
Berlin → Stockholm
- Abfahrt: ca. 19:00–21:00 Uhr
- Ankunft: am nächsten Morgen
Damit wird ein kompletter Arbeitstag gewonnen. Reisende steigen nach Feierabend ein und kommen morgens im Zielmarkt an – ohne Sicherheitskontrollen, ohne Transfers zum Flughafen, ohne Übernachtung im Hotel.
Preisstruktur
Die Preisstruktur folgt dem etablierten europäischen Nachtzugmodell und ist bewusst so gestaltet, dass sie sowohl preisbewusste Reisende als auch Premiumkunden anspricht:
- Sitzplatz: ab 49–79 €
- Liegewagen (geteiltes Abteil): ab 79–129 €
- Schlafwagen (Privatabteil): ab 129–249 €
Der Schlafwagen Stockholm–Berlin ist dabei das wichtigste wirtschaftliche Segment. Er richtet sich an Geschäftsreisende, Paare und Premiumkunden und erzielt die höchsten Margen. Auf vergleichbaren europäischen Strecken ist genau dieser Bereich regelmäßig Wochen im Voraus ausgebucht.
Vertrieb und Buchung

Der internationale Vertrieb erfolgt über drei parallele Kanäle:
- SJ (Schweden)
- Deutsche Bahn – bahn.de (Deutschland und Europa)
- große europäische Buchungsplattformen
Dadurch wird sichergestellt, dass der Nachtzug nicht nur in Schweden, sondern im gesamten europäischen Buchungssystem sichtbar ist – von Reisebüros bis zu Firmenportalen. Der Ticketverkauf startet voraussichtlich etwa 180 Tage vor Abfahrt, also im Frühjahr 2026. Erfahrungsgemäß werden insbesondere Schlafwagenplätze sehr früh gebucht.
Berlin als Knotenpunkt des europäischen Nachtzugnetzes
Mit der Rückkehr des EuroNight Stockholm–Berlin wird Berlin endgültig zum strategischen Nachtzug-Hub Europas. Bereits heute existieren oder entstehen von Berlin aus direkte Nachtverbindungen nach:
- Wien (Österreich)
- Zürich (Schweiz)
- Paris (Frankreich)
- Brüssel (Belgien)
- Amsterdam (Niederlande)
Mit der Wiederanbindung an Skandinavien (Stockholm, perspektivisch auch Kopenhagen und Oslo) entsteht eine durchgehende Nord-Süd-Achse von der Ostsee bis in den Alpenraum. Berlin entwickelt sich zum wichtigsten Einstiegspunkt für klimafreundliche Langstreckenreisen in Europa. Der Nachtzug Stockholm–Berlin ist dabei nicht nur eine einzelne Verbindung – er ist ein Schlüsselelement der neuen europäischen Bahnarchitektur.
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