Warum fasziniert der interstellare Komet 3I/ATLAS kurz vor seiner Erdnähe Forscher und Beobachter in Deutschland

Am 19. Dezember 2025 erreicht der interstellare Komet 3I/ATLAS seine geringste Entfernung zur Erde. Für die Astronomie stellt dieses Datum die letzte und zugleich wichtigste Gelegenheit dar, den Himmelskörper detailliert zu untersuchen, bevor er das Sonnensystem endgültig wieder verlässt. Zum Zeitpunkt der größten Annäherung befindet sich der Komet in einer Distanz von rund 270 Millionen Kilometern zur Erde – eine Entfernung, die trotz kosmischer Maßstäbe hochpräzise Beobachtungen von boden- und weltraumgestützten Instrumenten ermöglicht. Darüber berichtet Renewz unter Berufung auf ScienceAlert und Primärquelle.
Der Komet wurde am 1. Juli 2025 entdeckt und ist erst das dritte bestätigte interstellare Objekt, das jemals im Sonnensystem beobachtet wurde. Seit seiner Entdeckung zeigt 3I/ATLAS Eigenschaften, die ihn deutlich von bekannten Kometen planetaren Ursprungs unterscheiden. Mit der Annäherung an Mars, Sonne und Erde traten diese Besonderheiten zunehmend klarer zutage.

Ungewöhnliche Chemie und extremere Zusammensetzung
Erste Analysen der Koma, der Gas- und Staubhülle um den Kometenkern, zeigten eine auffallend frühe Freisetzung von Gasen, darunter große Mengen Kohlendioxid. Mit steigender Temperatur durch die Sonneneinstrahlung wurden zudem erhöhte Konzentrationen von Blausäure (HCN) und Methanol (CH₃OH) registriert, die im Zuge der Sublimation gefrorener Bestandteile entstehen.
In den ersten zwei Monaten nach der Entdeckung stellten Forschende außerdem eine ungewöhnlich hohe Präsenz von Nickel und Eisen fest. Der chemische Aufbau des Objekts wird von mehreren Forschungsteams als „potenziell extrem“ beschrieben und gilt als nicht vergleichbar mit dem bekannter Kometen aus dem Sonnensystem.
Anfang Oktober passierte 3I/ATLAS den Mars in relativ geringer kosmischer Distanz. Dieses Ereignis wurde von Mars-Sonden sowie Sonnenobservatorien dokumentiert. Kurz darauf waren Beobachtungen von der Erde aus stark eingeschränkt, da sich der Komet hinter der Sonnenscheibe befand. Am 29. Oktober erreichte er schließlich sein Perihel, den sonnennächsten Punkt seiner Bahn.
Röntgenstrahlung und auffälliger Farbwechsel
Nach dem erneuten Auftauchen am Himmel wurden die Beobachtungen wieder intensiviert. Das ESA-Weltraumteleskop XMM-Newton widmete rund 20 Stunden der Untersuchung des Kometen und registrierte dabei weiche Röntgenstrahlung. Diese entsteht, wenn geladene Teilchen des Sonnenwinds mit neutralen Gasen in der expandierenden Koma wechselwirken.
Optische Beobachtungen Ende November mit dem Gemini-North-Teleskop (NOIRLab) zeigten eine grünliche Färbungder Koma. Frühere Aufnahmen hatten eher einen rötlichen Farbton nahegelegt, der mit organischen Oberflächenverbindungen – sogenannten Tholinen – in Verbindung gebracht wird. Die grüne Emission gilt als Hinweis auf das Vorhandensein von zweiatomigem Kohlenstoff (C₂), der unter Sonneneinstrahlung fluoreszierendes Licht aussendet.
Bemerkenswert ist, dass frühere Messdaten nur geringe Mengen von C₂ vermuten ließen. Die aktuellen Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Verbindung erst in einer späten Phase der Passage durch das Sonnensystem entstanden ist – ein weiteres ungewöhnliches Merkmal im Verhalten von 3I/ATLAS.
Wissenschaftliche Debatte und Bedeutung der Beobachtungen
In der wissenschaftlichen Gemeinschaft besteht bislang keine Einigkeit über die vollständige Interpretation der Beobachtungen. Eine Hypothese geht davon aus, dass es sich um ein metallreiches Objekt handelt, aus dem Gase möglicherweise durch kryovulkanische Prozesse freigesetzt werden. Andere Analysen legen nahe, dass der Komet schrittweise flüchtige Bestandteile verliert und sich in Richtung eines asteroidenähnlichen Zustands entwickelt.
Am grundsätzlichen Status des Objekts bestehen jedoch keine Zweifel. „Das ist ein Komet“, erklärte Amit Kshatriya, Associate Administrator der NASA, im November. „Er sieht aus wie ein Komet, verhält sich wie ein Komet, und alle verfügbaren Belege sprechen dafür. Dass er aus dem interstellaren Raum stammt, macht ihn wissenschaftlich außergewöhnlich bedeutsam.“
Beobachtung in Deutschland: Instrumente, Kameras und Sichtbarkeit
Auch in Deutschland ist der Komet 3I/ATLAS rund um den 19. Dezember 2025 grundsätzlich beobachtbar – allerdings nicht mit bloßem Auge. Nach Angaben von Observatorien eignet sich mittelgroße Amateur- und Profiausrüstung für Sichtungen und Aufnahmen. Empfohlen werden Teleskope ab etwa 150–200 mm Öffnung, idealerweise kombiniert mit CCD- oder CMOS-Astrokameras mit hoher Lichtempfindlichkeit. Für Fotografie kommen gekühlte Kameras mit Langzeitbelichtung zum Einsatz, häufig in Verbindung mit Schmalband- oder Grünfiltern, um Emissionen von C₂ sichtbar zu machen.
Gute Beobachtungsbedingungen bieten vor allem lichtarme Regionen, etwa in Teilen von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, der Eifel oder im Bayerischen Wald. Planetarien und Sternwarten – darunter Einrichtungen in Hamburg, Berlin, München und Bochum – planen laut Vorankündigungen begleitende Beobachtungsabende oder Livestreams. Für private Beobachtungen werden astronomische Apps und Ephemeriden empfohlen, um Position, Höhe über dem Horizont und optimale Beobachtungszeiten exakt zu bestimmen.
Damit zählt 3I/ATLAS zu den seltenen interstellaren Objekten, die nicht nur wissenschaftlich untersucht, sondern auch von Beobachtern in Deutschland technisch dokumentiert werden können.
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