Pflege zu Hause im Alter: Warum immer mehr Deutsche auf häusliche Betreuung setzen

Deutschland steht vor einer demografischen Wende. Bis 2030 wird fast jeder dritte Bundesbürger über 60 Jahre alt sein. Die Frage, wie und wo wir im Alter leben möchten, rückt damit für Millionen von Familien in den Mittelpunkt. Eine Entwicklung zeichnet sich dabei besonders deutlich ab: Der Wunsch, im vertrauten Zuhause alt zu werden, wächst – und mit ihm die Nachfrage nach professioneller häuslicher Betreuung.
Das Zuhause als Lebensmittelpunkt – auch im hohen Alter
Die eigenen vier Wände bedeuten für die meisten Menschen weit mehr als nur einen Wohnort. Hier sind Erinnerungen verwurzelt, hier kennt man jeden Winkel, hier fühlt man sich sicher. Laut einer aktuellen Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend möchten über 90 Prozent der Menschen in Deutschland im Alter in den eigenen vier Wänden bleiben – selbst wenn Unterstützung im Alltag notwendig wird.
Doch was bedeutet das konkret? Der Alltag im Alter bringt oft Herausforderungen mit sich: nachlassende Mobilität, chronische Erkrankungen, der Verlust des Partners oder zunehmende Vergesslichkeit. In solchen Situationen stehen Angehörige vor schwierigen Entscheidungen. Soll man die Eltern oder Großeltern in ein Pflegeheim geben? Kann man selbst die Betreuung übernehmen? Oder gibt es andere Wege?
Die Herausforderung: Pflegebedürftigkeit trifft auf Personalmangel
Deutschland durchlebt eine Pflegekrise. Bereits heute fehlen geschätzte 200.000 Pflegekräfte – Tendenz steigend. Gleichzeitig steigt die Zahl der Pflegebedürftigen kontinuierlich. Allein zwischen 2020 und 2024 wuchs die Zahl der Menschen mit anerkanntem Pflegegrad um mehr als 15 Prozent. Pflegeheime sind oft überlastet, die Wartelisten lang, die Kosten hoch.
Ein Heimplatz kostet in Deutschland durchschnittlich zwischen 3.500 und 5.000 Euro monatlich – abhängig von Region und Pflegegrad. Für viele Familien ist das finanziell kaum zu stemmen, zumal die Pflegekasse nur einen Teil der Kosten übernimmt. Der Eigenanteil liegt im Schnitt bei über 2.500 Euro pro Monat. Hinzu kommt: Die Betreuung im Heim ist standardisiert, individuelle Bedürfnisse bleiben oft auf der Strecke.
Häusliche Betreuung: Eine menschliche und wirtschaftliche Alternative
Vor diesem Hintergrund gewinnt die häusliche Betreuung zunehmend an Bedeutung. Das Modell der sogenannten 24-Stunden-Pflege, bei dem eine Betreuungskraft im Haushalt der pflegebedürftigen Person lebt und dort umfassende Unterstützung leistet, hat sich in den vergangenen Jahren als praktikable Lösung etabliert.
Besonders Betreuungskräfte aus osteuropäischen Ländern – vorwiegend aus Polen, aber auch aus Bulgarien, Rumänien oder der Ukraine – übernehmen diese verantwortungsvolle Aufgabe. Sie bringen nicht nur pflegerisches Geschick mit, sondern auch Geduld, Empathie und oft jahrelange Erfahrung im Umgang mit älteren Menschen.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
Individuelle Betreuung: Die Pflegekraft kümmert sich ausschließlich um eine Person und kann auf deren spezifische Bedürfnisse eingehen.
Vertraute Umgebung: Der Senior bleibt zu Hause, in gewohnter Atmosphäre, umgeben von persönlichen Gegenständen und Erinnerungen.
Bezahlbarkeit: Die Kosten liegen in der Regel deutlich unter denen eines Heimplatzes – oft zwischen 2.000 und 3.500 Euro im Monat, je nach Qualifikation und Sprachkenntnissen der Betreuungskraft.
Entlastung der Angehörigen: Familienmitglieder können sich darauf verlassen, dass die Pflege professionell und zuverlässig organisiert ist, ohne selbst rund um die Uhr verfügbar sein zu müssen.
Besondere Herausforderungen: Demenz und Alzheimer
Eine der anspruchsvollsten Aufgaben in der Altenpflege ist die Betreuung von Menschen mit Demenz oder Alzheimer. In Deutschland leben derzeit rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung – und die Zahl wird in den kommenden Jahren weiter steigen.
Demenz verändert die Persönlichkeit, das Gedächtnis und die Wahrnehmung. Betroffene brauchen nicht nur körperliche Unterstützung, sondern vor allem Geduld, Verständnis und eine Umgebung, die ihnen Sicherheit gibt. Hier zeigt sich, wie wertvoll erfahrene Pflegekräfte sind. Viele Betreuungskräfte aus Osteuropa haben durch ihre Tätigkeit in Deutschland umfangreiche Kenntnisse im Umgang mit Demenzpatienten entwickelt. Sie wissen, wie man mit herausforderndem Verhalten umgeht, wie man Erinnerungen weckt und wie man Routinen schafft, die den Alltag strukturieren.
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Arbeit in diesem Bereich liefert die häusliche Betreuung durch erfahrene Pflegekräfte, die sich auf die spezifischen Anforderungen dieser Krankheitsbilder spezialisiert haben. Durch kulturelles Einfühlungsvermögen, praktische Erfahrung und spezialisierte Schulungen gelingt es vielen Betreuungskräften, Menschen mit Demenz ein würdevolles Leben im eigenen Zuhause zu ermöglichen.
Rechtliche Rahmenbedingungen: Legal und transparent
Ein häufiges Missverständnis betrifft die rechtliche Situation. Viele Menschen glauben, die Beschäftigung ausländischer Betreuungskräfte befinde sich in einer Grauzone. Das ist jedoch nicht korrekt – zumindest dann nicht, wenn die Vermittlung über seriöse Agenturen erfolgt.
Die gängigste und rechtssichere Methode ist das sogenannte Entsendungsmodell. Dabei ist die Betreuungskraft bei einem Unternehmen im Heimatland angestellt und wird für eine befristete Zeit nach Deutschland entsandt. Wichtig ist, dass die Pflegekraft über eine A1-Bescheinigung verfügt, die nachweist, dass sie im Heimatland sozialversichert ist.
Die Familie in Deutschland schließt einen Dienstleistungsvertrag mit dem Entsendeunternehmen – nicht mit der Pflegekraft selbst. Dadurch entfällt die Arbeitgeberfunktion, und es müssen keine deutschen Sozialversicherungsbeiträge abgeführt werden. Zugleich ist die Betreuungskraft rechtlich abgesichert und erhält ein geregeltes Gehalt.
Wie findet man die richtige Betreuungskraft
Die Auswahl der passenden Pflegekraft ist entscheidend für den Erfolg der häuslichen Betreuung. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle:
Sprachkenntnisse: Grundlegende Deutschkenntnisse sind unerlässlich, um sich im Alltag verständigen zu können. Besonders bei Demenzpatienten ist Kommunikation ein zentrales Element der Betreuung.
Erfahrung: Hat die Betreuungskraft bereits Erfahrung in der Altenpflege? Wie geht sie mit herausfordernden Situationen um?
Persönliche Passung: Die Chemie muss stimmen. Eine gute Betreuungskraft ist nicht nur Pflegerin, sondern auch Vertrauensperson und Gefährtin im Alltag.
Spezialisierte Vermittlungsportale wie polina24.de unterstützen Familien bei der Suche nach geeigneten Betreuungskräften. Sie prüfen Qualifikationen, organisieren die Anreise und bleiben auch während der Betreuungszeit Ansprechpartner – sowohl für die Familie als auch für die Pflegekraft.
Ein Blick in den Alltag: Wie sieht 24-Stunden-Betreuung aus?
Der Begriff „24-Stunden-Pflege" ist eigentlich irreführend. Gemeint ist nicht, dass die Betreuungskraft rund um die Uhr arbeitet – das wäre weder gesetzlich zulässig noch menschlich zumutbar. Vielmehr handelt es sich um eine Anwesenheitspflege: Die Betreuungskraft lebt im Haushalt und ist für Notfälle verfügbar, hat aber geregelte Arbeits- und Ruhezeiten.
Ein typischer Tag könnte so aussehen:
- Morgens: Hilfe beim Aufstehen, Waschen und Anziehen
- Vormittags: Zubereitung des Frühstücks, gemeinsame Aktivitäten, Spaziergang
- Mittags: Kochen und gemeinsames Essen
- Nachmittags: Gesellschaft, Gespräche, kleine Erledigungen im Haushalt
- Abends: Abendessen, Hilfe beim Zubettgehen
- Nachts: Bereitschaft bei Bedarf
Medizinische Tätigkeiten wie das Verabreichen von Spritzen oder die Wundversorgung dürfen die Betreuungskräfte in der Regel nicht übernehmen – dafür ist weiterhin ein ambulanter Pflegedienst zuständig. Die häusliche Betreuung und der Pflegedienst können aber problemlos kombiniert werden.
Finanzielle Unterstützung: Was zahlt die Pflegekasse
Viele Familien wissen nicht, dass auch die häusliche Betreuung durch ausländische Pflegekräfte finanziell gefördert werden kann. Abhängig vom Pflegegrad stehen verschiedene Leistungen zur Verfügung:
Pflegegeld: Bei häuslicher Pflege durch Angehörige oder selbst organisierte Betreuung erhalten Pflegebedürftige je nach Pflegegrad zwischen 332 Euro (Pflegegrad 2) und 947 Euro (Pflegegrad 5) monatlich.
Verhinderungspflege: Bis zu 1.612 Euro jährlich für die Vertretung der pflegenden Person.
Kurzzeitpflege: Bis zu 1.774 Euro jährlich für eine befristete vollstationäre Pflege.
Entlastungsbetrag: 125 Euro monatlich für zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen.
Zudem können 20 Prozent der Kosten für haushaltsnahe Dienstleistungen steuerlich geltend gemacht werden – bis zu einem Höchstbetrag von 4.000 Euro pro Jahr.
Die Zukunft der Pflege: Ein Umdenken ist nötig
Die Pflege in Deutschland steht an einem Wendepunkt. Die traditionellen Strukturen – Pflegeheime, ambulante Dienste – stoßen an ihre Grenzen. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein, dass es andere, menschlichere und oft auch wirtschaftlichere Lösungen gibt.
Die häusliche Betreuung durch osteuropäische Pflegekräfte ist keine Notlösung, sondern eine echte Alternative, die für viele Familien zur ersten Wahl geworden ist. Sie ermöglicht es älteren Menschen, in Würde zu altern – im eigenen Zuhause, mit individueller Betreuung und zu bezahlbaren Kosten.
Politik und Gesellschaft sind gefordert, diese Entwicklung zu unterstützen: durch klare rechtliche Rahmenbedingungen, faire Arbeitsbedingungen für die Betreuungskräfte und bessere finanzielle Förderung für betroffene Familien.
Fazit: Zuhause alt werden – ein realistisches Ziel
Der Wunsch, im Alter zuhause zu bleiben, ist kein Luxus. Es ist ein tief menschliches Bedürfnis nach Sicherheit, Selbstbestimmung und Würde. Die häusliche Betreuung macht diesen Wunsch für immer mehr Menschen in Deutschland Wirklichkeit.
Mit professioneller Unterstützung, durchdachter Planung und den richtigen Partnern ist es möglich, auch bei Pflegebedürftigkeit ein erfülltes Leben in vertrauter Umgebung zu führen. Die Zukunft der Pflege liegt nicht im Heim – sie liegt zu Hause.

