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Trump-Putin-Anruf überrascht Selenskyj vor USA-Besuch

Trump-Putin-Anruf überrascht Selenskyj vor USA-Besuch

Oktober 17, 2025
James Whitmore
Ein Anruf zwischen Trump und Putin überrascht Kyjiw vor Selenskyjs Besuch in Washington. Thema: Waffenhilfe, Tomahawks und diplomatische Machtspiele.

Die Nachricht über ein Telefongespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Donnerstag, bei dem beide vereinbarten, sich persönlich zu treffen, um über den Krieg in der Ukraine zu sprechen, dürfte in Kyjiw kaum auf Begeisterung gestoßen sein, berichtet Renewz.de mit Verweis auf BBC.

Innerhalb von 24 Stunden hatte Russland erneut Dutzende Raketen und mehr als 300 Drohnen auf verschiedene Ziele in der Ukraine abgefeuert. Unter den Angriffszielen befanden sich zahlreiche zivile Infrastruktureinrichtungen, darunter auch Teile des Gasversorgungsnetzes. Diese Angriffe verschärfen die Lage, da der Winter bereits vor der Tür steht. Zudem kommt es landesweit zu Stromausfällen infolge gezielter Angriffe auf das ukrainische Stromnetz. Die Regierung in Kyjiw sieht darin ein Zeichen wachsender Verzweiflung des Kremls, da die Frontlinien seit Monaten festgefahren sind und beide Seiten enorme Verluste für minimale Geländegewinne hinnehmen müssen.

Währenddessen leidet die russische Wirtschaft unter den immer effektiveren Drohnenangriffen der ukrainischen Streitkräfte auf Ölterminals. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte daher große Hoffnungen auf seine Reise nach Washington gesetzt. Er erwartete zusätzliche militärische Unterstützung aus den USA, insbesondere die Genehmigung für den Erwerb von weitreichenden Tomahawk-Marschflugkörpern. Vor seinem Abflug zeigte sich Selenskyj zuversichtlich und glaubte, Trump beginne die Situation zunehmend aus der ukrainischen Perspektive zu sehen – ein deutlicher Kontrast zu ihrem aufgeladenen Treffen im Oval Office im Februar, als Trump ihn beschuldigte, mit dem „Dritten Weltkrieg zu spielen“.

Nach dem gescheiterten Trump-Putin-Gipfel in Alaska im August und der zunehmenden Intensität russischer Bombardierungen hatte man in Kyjiw gehofft, dass Trumps Geduld mit seinem „guten Freund“ Putin schwinde. Das Treffen am Freitag in Washington sollte nach ukrainischer Erwartung den Durchbruch bringen: die Erlaubnis zum Kauf von Tomahawks mit einer Reichweite von bis zu 2.500 Kilometern. Trump hatte erst am Sonntag erklärt, Russland wolle sicher keine „Tomahawks in seine Richtung fliegen sehen“. Dennoch bezweifeln Militärexperten, dass diese Waffen kurzfristig einen entscheidenden Wandel bringen könnten – allein wegen der komplexen Logistik würde ihre Stationierung Monate dauern.

Foto: Kevin Lamarque/Reuters

Trotzdem würde die Lieferung dieser Raketen die ukrainische Fähigkeit stärken, Ziele tief in Russland zu treffen, und zugleich ein deutliches Signal an Putin über die wachsende amerikanische Unterstützung senden. Doch das zweieinhalbstündige Telefonat zwischen Trump und Putin, das stattfand, während Selenskyj bereits auf dem Weg nach Washington war, überschattete seinen diplomatischen Moment. Nach seiner Ankunft erklärte Selenskyj, Russland handle „in Panik“ und versuche, den Dialog zu erneuern – angeblich als Reaktion auf die Debatte um die Tomahawks.

Laut Kreml ging das Gespräch auf eine russische Initiative zurück. Dabei habe Putin betont, dass die Stationierung der Marschflugkörper als schwere Provokation betrachtet würde. Beide Seiten sprachen zudem von „kolossalen Perspektiven“ für den Handel, sollte ein Friedensabkommen erreicht werden. Anschließend einigten sich Trump und Putin auf ein persönliches Treffen in Ungarn, das laut Trump innerhalb der nächsten zwei Wochen stattfinden soll.

Viele Beobachter in der Ukraine reagieren mit Skepsis auf Trumps Aussage, er könne seine diplomatischen „Erfolge im Nahen Osten“ auch auf Osteuropa übertragen. Eine Frau, die bei einem russischen Angriff auf einen zivilen Zug verletzt wurde, sagte gegenüber BBC: „Einem Menschen wie Putin kann man nicht trauen.“

Nach seiner Ankunft in Washington traf Selenskyj Vertreter von US-Rüstungsunternehmen, um über die Lieferung moderner Waffen zu sprechen. Trotz der jüngsten Entwicklungen wird er weiterhin versuchen, im Weißen Haus die Zustimmung für die Tomahawks zu erhalten. Doch nach dem jüngsten Trump-Putin-Telefonat scheint diese Aussicht noch unsicherer als zuvor.

Während Russland diplomatische Zugeständnisse erhält, wiederholt sich ein bekanntes Muster: Immer wenn Trump über Putins Starrsinn verärgert ist, lässt er sich nach einem direkten Gespräch besänftigen und rückt von schärferen Sanktionen oder Waffenlieferungen ab. Das geplante Treffen in Ungarn, das ohne erkennbare Gegenleistung angeboten wurde, zeigt kaum Anzeichen amerikanischer Ungeduld. Statt Tomahawks hat die Ukraine – vorerst – eine diplomatische „Kurvenbombe“ erhalten.

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